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Schwimmbäder

Wie schade, dass die diesjährige Senioren-Bezirksversammlung ausgerechnet heute ab 16 Uhr stattfindet. Mehr als eine Viertelstunde konnte ich da nicht vorbeischauen und das reichte gerade für die Begrüßungsansprachen. Ab 16:15 Uhr hieß es allerdings Ältestenrat und danach Sportausschuss.

Herr Fenske kommt später, also leitet erst einmal Herr Sassen die Sitzung.
Es beginnt mit einem Vortrag des Leiters der Berliner Bäder-Betriebe. Er ist seit 8 Monaten in Berlin. Seine Vorgänger sind ihm durch Krankheit und Rente abhanden gekommen, so dass eine Wissensweitergabe nicht wirklich erfolgen konnte. Für die Zukunft sind jedoch fünf Regionalleiter vorgesehen, von denen drei am Montag angefangen haben.
In Berlin gibt es 60 Bäder. Davon wurden 6 Bäder zu „Sternebädern“ erklärt, die Priorität bei Verbesserungsmaßnahmen haben. Eines davon ist die alte Halle des Krumme-Bads. Dort soll zum Beispiel das Personal besser auf Kundenorientierung geschult werden. Dabei geht es in der Hauptsache um die Verbesserung des Images der Bäder-Betriebe.

Bei diesen arbeiten 650 Angestellte. Das reicht überhaupt nicht. Alleine für einen Betrieb der Freibäder müssten mehr Leute eingestellt werden und dazu die Öffnungszeiten der Hallen verkürzt werden, sagt Herr Peukert.

Vom Senat soll es Geld für zwei neue Bäder geben und die Zuschüsse an die Bäderbetriebe sollen erhöht werden. Nach Jahren des Sparens – inzwischen besteht ein Investitionsstau von ca. 14 Millionen Euro – sind die Berliner Bäder in beklagenswertem Zustand. Als Nichtberliner war Herr Peukert im ersten Moment über den baulichen Zustand der Bäder geradezu erschreckt und auch über die Freundlichkeit vieler der dort Arbeitenden.

Zur Frage der Schließung des Krummebads im Winter erfahren wir, dass im Dezember technische Probleme bei der Filteranlage auftraten. Als diese behoben waren, zeigte sich bei der obligaten Überprüfung durch das Gesundheitsamt eine erhöhte Zahl an Legionellen, was in alten Bädern nicht selten vorkommt. Zur Beseitigung wird das Wasser erhitzt – überprüft – erhitzt – ….. bis die Wasserqualität wieder stimmt. Bis zur endgültigen Sanierung wurden provisorisch Filter eingebaut, die alle 2 bis 3 Tage ausgetauscht werden müssen, was rund 20.000 Euro kostet.
Die betroffenen Vereine wurden, soweit gültige E-Mail-Adressen und Telefonnummern bekannt waren, informiert und Ausweichmöglichkeiten angeboten. Leider klappte das nicht in jedem Fall.

Nun zum Berliner Bäderkonzept:
bislang war der Begriff „Neubau“ in Berlin gleichsam tabu und Sanierung die einzige denkbare Maßnahme. Nicht immer erfolgte aus Ersparnisgründen eine notwendige Komplettsanierung.
Geplant war jetzt, dass vier neue Bäder gebaut werden und danach 14 andere, marode, schließen. Hier entschied der Senat jedoch anders und nun gibt es Geld (60 Mio.) für neue, so genannte multifunktionalen Bäder in Pankow und Mariendorf. Allerdings kommt der Wirtschaftsplan ins Scheudern, da keine alten Bäder geschlossen werden sollen.
Bei den Freibädern werden das Strandbad Wannsee, das Prinzenbad und das Olympiabad bevorzugt. Hier im Bezirk ist nicht nur das Sommerbad Wilmersdorf in der Forckenbeckstraße in völlig desolatem Zustand. Bei 5 Millionen Euro Investitionsmittel für alle Bäder im Jahr können nur Notmaßnahmen getroffen werden.

Es wird nach der fehlenden Barrierefreihalt im alten Krummebad gefragt. Herr Peukert meint „sehr gerne“, aber es ist eine Frage des Geldes. In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es übrigens bislang kein einziges barrierefreies Bad. Könnte da der Bezirk nicht eventuell beim Senat Druck machen, dass die Bäder-Betriebe entsprechend unterstützt werden, dass in einem Bezirk der Barrierefreiheit als eines der Aktionsfelder im Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hervorhebt, diese auch für Schwimmbäder beachtet würde?
Die ehemals beliebte Sauna im Krummebad wird wohl bis auf weiteres nicht wieder eröffnet. Das gesamte Rohrleitungsnetz in der Halle muss erneuert werden, wofür kein Geld da ist.
Pläne für eine (Teil-)Privatisierung einzelner Bäder bestehen nicht. Vorstellbar wäre ein Betrieb durch Vereine. Bei den geforderten Bedingungen dürfte kein Verein im Stande sein, diese zu erfüllen. Bei der Gelegenheit lernen wir nebenbei, dass es ein Bäderanstaltsgesetz gibt.
Für eventuelle olympische Spiele soll auf dem Gelände des Flughafens Tegel, wenn denn der Hauptstadtflughafen BER eröffnet worden ist, ein weiteres Multifunktionsbad entstehen. [Anmerkung: Das dürfte dann eine Woche vor St. Nimmerlein sein.]

Zu den Anträgen:
1. „Kein Zwang zu erhöhten Preisen im Schwimmbad
Dazu erzählt Herr Peukert von einer Befragung der Bevölkerung. Viele sagten, das Wasser in Bädern wäre zu kalt. Gerade das altes Krummebad hatte vorher schon eine Wassertemperatur von 28°C. Jetzt sind es 31°C und es soll dafür spezielle Warmwasserkurse geben. Für Sportschwimmen ist die Temperatur unmöglich.
Es hätte übrigens eine Sinusstudie vor der Entscheidung gegeben. Dazu erhalten wir ein kleines Heftchen, in dem die Grafik im sparsamen Mass 10*8 cm abgebildet ist.
Übrigens hätte sich seit Einführung des wärmeren Wassers und der folglich höheren Eintrittspreise die Besucherstruktur geändert. Aha! Deshalb haben wir ja den Antrag gestellt.

2. Antrag „Ein Bad für Chlorallergiker
Herr Peukert berichtet, dass es Bäder mit Ozonanlagen gibt, welche aber auch nicht vollständig chlorfrei sind. Das Wasser enthält dort 0,2% statt sonst 0,6% Chlor. Die Desinfektion erfolgt in Extrabecken und ist wohl sehr teuer. Herr Peukert zeigt wenig Verständnis für unser Anliegen und bringt das Zitat des Tages: „Die Leute können ja in den Wannsee ausweichen.“ Holger zeigt sich angesichts dieser Aussage sehr ungehalten (für seine Verhältnisse) und mir fällt gleich gar nichts mehr ein bei so viel Überheblichkeit.

Abstimmungen:
zu 1: 1 „Nein“, 2 Enthaltungen, Rest „ja“. Elfi Jantzen verspricht, das entsprechende Schreiben zu verfassen, auch wenn sie sich selbst wenig Hoffnung auf Erfolg macht. Wer es allerdings gar nicht erst versucht, ….. Weiterhin wird allgemein der Dringlichkeit zugestimmt.
zu 2: vertagt zur „Diskussion in der Fraktion“. Nicht nur die großen Fraktionen können das …..

3. Antrag zur „Sicherung des Ferienschwimmens„:
alle Jahre wieder …. Herr Geerts ist da und hält seinen üblichen Vortrag, diesmal in Kurzfassung. Frau Jantzen hält ihre ebenso regelmäßige „Gegenrede“. Sie hatte dieses Jahr den Eindruck gehabt, das Ferienschwimmen 2015 wäre schon finanziell abgesichert. Im Haushalt gibt es jedenfalls kein Geld für die Sache. Sportamt, Schulamt, usw. sind personell derart „an der Oberkante“, dass sich die Stadträtin absolut außer Stande sieht, Sponsoren zu acquirieren. Sie scheint leicht beleidigt.
Hier haben wir ein Thema für die nächsten Haushaltsverhandlungen, auf dass sich dann ein Posten für diese gute und nützliche Einrichtung im Etat findet. Der Antrag wird einstimmig angenommen.

Die Zeit ist schon überzogen. Daher folgen fast im Zeitraffer die Meldungen des Bezirksamts:
* Irgendwas zu Sondermitteln des Senats im Zusammenhang mit Schulsport- und/oder Sportanlagensanierung -> viel zu schnell, dass ich folgen könnte. Die Sache gibt es aber mit Sicherheit noch einmal schriftlich.
* Der Sportplatz Sömmeringstraße wurde durch Krähen völlig verwüstet. Hertha 06 muss erneut ausweichen und soll Möglichkeiten dazu erhalten.
* Der Platz Brahestraße ist für Trainingsspiele freigegeben.
* Die Beschlagnahme der Gretel-Bergmann-Sporthalle soll endgültig – diesmal ganz bestimmt …. naja – nur noch bis zum 14.04. bestehen. [Anmerkung: Für die Menschen, die dort hausen müssen, insbesondere die Kranken, Schwangeren, Kinder und überhaupt alle, ist jede Minute eigentlich zu lang.]

So, und nun eiligst zur Mitgliederversammlung des Bezirksverbands der Partei.

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