In der Eschenallee – diesmal mit dem Ausschuss
Heute tagt der Integrationsausschuss in der Notunterkunft Eschenallee. Herr Esser von Prisod und die aktuelle Heimleiterin, Frau Hermenau, beschreiben alles Wissenswerte und beantworten diverse Fragen.
Willkommen im Westend (WiW) wird dabei als glücklicherweise schon vorhandene Struktur von Ehrenamtlichen geschätzt. Darauf wird gerne verwiesen, wenn Hilfswillige in die Eschenallee kommen, wozu wohl auch ein Flyer ausliegt.
Bei den Deutschkursen ist eine Sozialarbeiterin koordinierend mit eingebunden. Ansonsten unterstützen die Kolleg_innen bei Behördenbriefen u. a., führen psychosoziale Gespräche und vermitteln zu Beratungsstellen. Das ist reichlich nachgefragt und es bilden sich regelmäßig Schlangen.
Prisod hat bereits Erfahrungen in Kreuzberg mit einer Art Nachbarschaftscafé, das perspektivisch von den Bewohner_innen betrieben wird/werden soll.
Wer länger als drei Monate in Deutschland ist, fällt aus der Erstaufnahme heraus und kann z. B. selbst kochen. Das gilt in der Eschenallee schon für einige der dort Wohnenden. Küchen sind ja erfreulicherweise vorhanden und jedes Zimmer soll einen eigenen Kühlschrank haben.
Spenden: Hausrat wird erst gebraucht, wenn Wohnungen gefunden werden, was bis jetzt noch nicht der Fall war. Dann wäre so etwas wie ein „Starterpaket“ eine schöne Idee. Ansonsten wird auf WiW und die ständig aktualisierte Spendenbedarfsliste verwiesen.
Jara von der Gruppe Kinderbetreuung ergänzt als Vertreterin von WiW und freut sich, dass es in der „Esche“ so gut läuft, besonders auch die Zusammenarbeit mit dem Träger. Unlängst gab es ein Kennenlerntreffen der Ehrenamtlichen mit dem Team des Betreibers und den Bewohner_innen, das sehr interessant und angenehm verlief. Eine neue Aufgabe ist die Hausaufgabenbetreuung für die Kinder, die erfreulicherweise inzwischen alle in die Schule gehen. Schade, dass manchmal Leute durch das LaGeSo unerwartet in andere Unterkünfte „verschickt“ werden.
Noch gibt es „Grummler“ im Kiez. Um möglichen Fehlinformationen, grundlosen Befürchtungen usw. entgegenzuwirken, beteiligt sich WiW mit einem Stand am Frühlingsfest in der Preußenallee (09./10.05.). Unterstützung durch den Bezirk wäre sehr gerne gesehen, z. B. für eine weitere Bürgerversammlung.
Herr Naumann äußert seine Begeisterung (hat er wirklich so gesagt!) über das ehrenamtliche Engagement. Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit bezeichnet er als extrem wichtig (sehr lobenswert!). Auch er würde begrüßen, würde die Esche den Status einer Gemeinschaftsunterkunft erhalten.
[Was Neues fürs BVV-Deutsch-Wörterbuch: „Schwerpunkt gegenseitiger Kommunikation“ = darüber reden wir öfters]
Nach dem für Berlin prognostizierten Platzbedarf für Asylsuchende für 2015 sind 9101 Plätze noch offen (= es gibt keinen Plan des Senats).
Herr Naumann schlägt noch vor, dass WiW „die Fraktionen“ (!) wegen Unterstützung beim Straßenfest anschreiben soll. Ansonsten erfahren wir, dass das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) wohl Partner des LaGeSo bei der Suche und Vermittlung von Wohnungen für Geflüchtete ist.
Herr Ali Khan vom mji bietet Unterstützung bei arabischsprachigen Übersetzungen an und kann einen Kinder- und Jugendpsychologen vermitteln.
Bei Prisod gibt es ein Konzept für Bürgerdialoge. Dabei handelt es sich eher um kleinere Veranstaltungen (ca. 20 Leute), das sich anderenorts bewährt hat. Dabei bräuchte es ebenfalls die Unterstützung des Bezirks. Derzeit wartet der Träger auf eine Rückmeldung von Herrn Engelmann, dem das Konzept schon vorgestellt wurde.
Eine Bürgerdeputierte stellt die bekannte Frage, inwiefern Ehrenamtliche nur die Betreiber entlasten. Sollten diese bzw. das LaGeSo nicht mehr in die Pflicht genommen werden. Es ist das alte Dilemma. Natürlich wäre Vieles eine öffentliche Aufgabe, aber darauf zu warten, geht am Ende zu Lasten der betroffenen Menschen.
[Nadia Rouhani, die Ausschussvorsitzende, sagt in einem Redebeitrag auch „Fraktionen“. Ich befürchte, ich werde an der Stelle langsam ein bisschen empfindlich; gerade dort, wenn es um „meine“ Themen geht.]
Frau Dr. Ina Gorzolka, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Migrationsbeauftragte des JobCenter Charlottenburg-Wilmersdorf verteilt ein Papier zur Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) zum 01.03.15. Dazu gibt sie ein paar allgemeine Beschreibungen – und spricht dabei fast so schnell wie Herr Prejawa.
Mit den Gesetzesänderungen fallen jetzt einige Gruppen von Geflüchteten – es gibt übrigens 32 (!) verschiedene Arten der Aufenthaltserlaubnis – nicht mehr unter das AsylbLG, sondern unter das SGB II (~ Hartz IV). Im Bereich des JobCenters Charlottenburg-Wilmersdorf betrifft dies rund 150 Personen. Für diese ist das von Vorteil, weil dadurch, zumindest theoretisch, Weiterbildungsangebote usw. des JobCenters möglich werden und es entsprechend bei Hartz IV eine bessere Krankenversicherung und z. B. den Berlinpass erhalten. Frau Dr. Gorzolka spricht hier wahrhaftig von Luxus und ich hätte mich an der Stelle gerne verhört gehabt. Was allerdings stimmt und was viele nicht wissen – es ist auch schwer vorstellbar – ist, dass die Leistungen des AsylbLG noch um einiges unter Hartz IV liegen, weshalb es zu Recht als dauerhafte verfassungswidrige Kürzung
des Existenzminimums und auch Verstoss gegen die UN-Kinderrechtskonvention sowie die UN-Behindertenrechtskonvention und mehr kritisiert wird.
In der Eschenallee füllen übrigens die Sozialarbeiter_innen die JobCenter-Anträge mit aus, was selbst für deutsche Muttersprachler_innen eine Wissenschaft für sich darstellt.
Es ist schon nach 19 Uhr als Herr Naumann vergleichsweise im Eiltempo die Mitteilungen des Bezirksamts bekannt gibt. Das sind in der Hauptsache Termine, die Sache, dass der Antrag zur Städtepartnerschaft mit Besiktas (ich war, obwohl es mir schwer fiel, so freundlich gewesen, ihn nicht von der Konsensliste zu holen) von der BVV beschlossen wurde und auch die Übernahme des Seniorenclubs Nehringstraße durch den Divan e. V. und zwei Worte zur „Partnerschaft für Demokratie“.
Dann gibt es noch einen Rundgang durchs Haus, das aber Holger und ich schon kennen und da wir noch einen Folgetermin in Neukölln haben, verabschieden wir uns vorher.
Veröffentlicht am 29. April 2015 in Ausschüsse und mit Flüchtlingsunterkünfte, Integration getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
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