„Was machst du eigentlich in der BVV?“

Das bezirkspolitische Dasein einer Einzelverordneten besteht natürlich nicht nur aus Sitzungen, Anträgen, Texten usw., sondern auch aus Treffen mit Menschen, Veranstaltungen, Konferenzen und dergleichen Dingen, die mir üblicherweise mehr Freude bereiten. Meistens komme ich gar nicht dazu, hier darüber zu berichten. Sowieso verbringe ich mehr Zeit am Schreibtisch als mir fast immer lieb ist. Recherche im Internet, E-Mail-Austausch mit Menschen aus dem Bezirk, Termine heraussuchen und in Online-Kalendern eintragen, sonstiger Orgakram und dergleichen machen sich nicht von alleine, kosten Zeit und werden von außen gerne übersehen. Und so lange mir keine gute Fee mit drei Wünschen über den Weg fliegt, bleibt eine Sekretärin ein Traum ….

Gerade in den letzen Tagen hatte ich jedoch wieder das Vergnügen, öfter draußen sein zu dürfen. Zum Beispiel hatten wir Besuch vom Integrationsrat aus der Partnerstadt Minden. Gerne hätte ich das gesamte Programm mitgemacht und viel mehr über die dortigen Themen erfahren. Immerhin konnte ich am Freitag am Treffen beim DIVAN und danach beim Multikulturellen Jugend Integrationszentrum teilnehmen, wo es viel um Sprache ging.
Besonders spannend fand ich, dass in den Leitlinen des Mindener Integrationsrates heißt: „Der Integrationsrat der Stadt Minden unterstütz den Perspektivwechsel in der Einwanderungspolitik von der Integration (Eingliederung in Bestehendes) hin zur Inklusion (Unterschiedlichkeit ist normal). Einheimische Deutsche und Zuwanderer bauen gemeinsam an der Entwicklung einer multuethnischen Stadtgesellschaft in Minden. Es entsteht ein neues Wir unabhängig von Herkunft und Religion.“ Herrn Naumann, der wie ich fand, nicht seinen besten Tag hatte, gefiel das offensichtlich weniger und er bevorzugt da doch lieber wohlsortierte Schubladen; hier „Integration“, dort „Inklusion“, „Gender“ extra usw. Das sehe ich nun gar nicht so und bin der Ansicht, dass die Auseinanderdividierung verschiedener „Minderheiten“ nur dazu dient, sie in sinnlose Konkurrenz zu bringen und wer schon einmal von Intersektionalität oder Interdependenz gehört (oder danach gegoogelt) hat, weiß, dass es sich um eine veraltete Sichtweise handelt. Es kann nur ein „Wir“ geben, das niemanden ausschließt!
Ich hätte da gerne bei der Diskussion im DIVAN auch noch etwas dazu gesagt, aber Herr Naumann hat mich konsequent nicht zu Wort kommen lassen. Die Gelegenheit zu einer Diskussion wird sich allerdings mit absoluter Sicherheit noch im Laufe dieser Wahlperiode ergeben!

Am Abend bin ich dann ein bisschen „fremd gegangen“. Im Büro der guten Laune berichtete Martin Delius von der Reise einer Delegation des Abgeordnetenhauses nach Neapel mit dem Schwerpunkt Inklusive Schule. Worum bei uns lang und breit herumdiskutiert wird, ist – nicht nur – in Italien seit Jahrzehnten Standard. Von der informativen und anregenden Veranstaltung wird es dieser Tage auch einen Mitschnitt geben, den ich Interessierten sehr empfehlen möchte.

Schild Faires FrühstückAm Samstag fand das inzwischen alljährliche Faire Frühstück statt, ein Termin auf den ich mich immer, trotz des frühen Beginns, freue. Auch da waren die Leute aus Minden dabei, was ich damals bei der Programmgestaltung vorgeschlagen hatte und ich wünsche ihnen, dass es mit dem Titel Fairtrade Town auch bei ihnen bald klappt.
Was ich wieder ärgerlich fand war, dass die meisten der Parteienvertreter_innen mehr an den aktuellen Wahlkampf, denn ans eigentliche Thema dachten. Bei der Frage, ob auch diesmal Menschen aus der Politik reden sollten, war ich ja schon in der Steuerungsgruppe gespalten: als Politikerin war ich dafür, als Mitglied der Fairtrade Town Initiative klar dagegen. Nachdem eine Rednerin ganz deutlich gezeigt hat, dass sie mit dem Thema wohl noch nie zu tun und es auch gar nicht verstanden hatte, tendiere ich ich Zukunft noch mehr dazu, lieber Akteur_innen das Wort zu geben. Schön war es trotzdem und ich gebe zu, es zu genießen, auch ab und zu mit Dingen zu tun zu haben, die die Bezirksgrenzen überschreiten.

Danach hatte ich noch ein kurzes Treffen mit einem Vertreter der Bürgerinitiative zum Erhalt der Kleingärten der Kolonie Oeynhausen. Wer sich so für die Sache einsetzt, hat Unterstützung verdient und ich habe gerne ein paar Poster genommen, mit denen ich noch bei den Geschäftsleuten in der Gegend hausieren gehen werde, damit sie sie in ihre Schaufenster hängen. Ein Foto war ich den Leuten für ihren Website auch noch schuldig.

Bis spät hieß es dann Plakate aufhängen, diesmal im südlichen Bereich des Wahlkreises 4. Das ist nicht gerade die Gegend, in der DIE LINKE. häufig gewählt wird, aber es ergaben sich doch ein paar angenehme Gespräche am Rande mit Passant_innen, die immer wieder Spaß machen und aufbauen.

Prompt tat mir am Sonntag so mancher unbekannte Muskel weh, aber das bezirkliche Frauentreffen – diesmal vor der Villa Oppenheim – ist auch immer wieder schön, gerade wenn dazu auch die Sonne scheint. Politik kann auch erholsam sein.

Das Wochenende endete dann nachts beim jugoslawischen Spätkauf in der Goethestraße, als endlich alle Plakate des Wk 4 zur Europawahl und auch welche für den Bürgerentscheid zur Kolonie Oeynhausen aufgehängt waren.

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Veröffentlicht am 28. April 2014, in Vermischtes. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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